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Beschreibung
Im Sommer 2023 erscheint im Regenbrecht Verlag:
De Subtilitate. Von der Feinheit der Welt und des Denkens
von Girolamo Cardano (1501–1576).
Cardano verspricht über sein Buch De Subtilitate nichts Geringeres als »die vollständige Darstellung des Universums in einem Band« und »dass der, der das hier Geschriebene begreift, eine vollkommene und vollständige Kenntnis sämtlichen Wissens haben wird«. Damit nicht genug, er sagt, es sei »ein Buch, in dem allein das Große, Schwierigste und Schönste verfolgt werden soll«. Und der Zugang, der Schlüssel zu alldem liegt für ihn in der Subtilitas, in der Subtilität.
De subtilitate ist ein phantastischer Bilderbogen, der das gesamte Wissen der Zeit der Renaissance darzustellen versucht. Es liefert eine Fülle an Gedanken über den Aufbau und die grundlegenden Strukturen der Welt, dazu behandelt es eine riesige Anzahl von alltäglichen, teils skurrilen Themen, beispielsweise: Woran erkennt man Fälschungen von Edelsteinen? Was muss man beim Bau von Kanonen beachten? Welche Arten von Giften gibt es und wie geht man damit um? Welcher Edelstein bewahrt am zuverlässigsten vor Unfällen? Wie groß ist ein Regenbogen? Wie hebt man versunkene Schiffe? Welche Heilkräuter verwenden Tiere, wenn sie krank sind? Wie konstruiert man Wasserpumpen? Warum eigentlich gibt es keine giftigen Vögel? Wie bringt man Kamelen das Tanzen bei? Was tun gegen Erektionsstörungen? Welche Sorten Brot gibt es? Wie erreicht man ein hohes Alter? Warum gibt es so viele verschiedene menschliche Sprachen? Wie brennt man Schnaps? Wie stellt man Cremes zur Pflege von Lippen und Hände her? Wie entfertn man Flecken aus der Kleidung? Wie entlarvt man Schwindler und Scharlatane? Diesem Thema widmet er sich mit einem ganze Buch: Welche natürlichen Ursachen liegen scheinbaren Wundern oder Hexereien zugrunde?
Einige Zeitgenossen kritisierten an dem Buch diese Vielfalt der alltäglichen Themen, aber aus heutiger Perspektive sind sie vermutlich sogar interessanter als die zum größten Teil völlig überholten Grundlagen der noch stark von Aristoteles geprägten Naturphilosophie dieser Zeit.
De Subtilitate ist ein Hauptwerk Cardanos, es erlebte zahlreiche Neuauflagen bis hin zu einer umfangreichen Gesamtausgabe von Cardanos Werken 1663. Es war ein wichtiger Beitrag zu den Debatten seiner Zeit, was u.a. daran abzulesen ist, dass sich ein damals berühmter Zeitgenosse die Mühe gemacht hat, eine detaillierte Kritik über De Subtilitate zu schreiben und diese Kritik als ein Buch von über 500 Seiten Länge zu veröffentlichen. Im Laufe der Zeit ist Cardano nach und nach in Vergessenheit geraten, so weit, dass heute fast niemand mehr den Namen kennt. Zu Unrecht: John M. Forrester schreibt, das Werk sei ein »riesiger blühender Garten«, in dem wir wie kleine Raupen nur winzige Bereiche erkunden können.
Es ist zugegeben an manchen Stellen etwas mühsam, das Buch zu lesen, die beiden Übersetzer Cardanos (Forrester für De Subtilitate und Hefele für Cardanos Autobiografie) sind sich einig, dass er ein miserables und oft unverständliches Latein schreibt. Doch wird man immer wieder belohnt durch erhellende und faszinierende Passagen. Die Tatsache, dass Cardano öfters unverständlich schreibt, mag ein Grund dafür sein, dass das Werk in den über viereinhalb Jahrhunderten seit seiner Entstehung weder auf Deutsch noch in einer anderen modernen Sprache erschienen ist. Umso verdienstvoller ist die einzige Ausnahme: 2013 erschien die englischsprachige kritische, reich kommentierte Ausgabe des Werks: »The De Subtilitate of Girolamo Cardano«, edited by John M. Forrester. With an introduction by John Henry and John M. Forrester.
Die deutsche Version ist eine Übersetzung der Forrester-Ausgabe (erarbeitet von Martin Regenbrecht). Es handelt sich um eine ungekürzte Leseausgabe, auf den kritischen Apparat wurde weitgehend verzichtet, die Zahl der Fußnoten auf ein Minimum reduziert. Denn eine deutsche kritische Ausgabe zu erarbeiten wäre für einen kleinen Verlag ohne personelle, institutionelle und finanzielle Ressourcen weit jenseits des Möglichen.
Über den Titel seines Werkes schreibt Cardano: »Denn in erster Linie trägt die Subtilität zur gesamten Naturerkenntnis bei, zur Kenntnis schwieriger und zur Aufdeckung dunkler Dinge, und sie hilft bis zu einem gewissen Grad bei der Auslegung aller Bücher. Sie lehrt die Stärken der technischen Fertigkeiten und zeigt einige neuartige Aspekte, die zu kennen hilfreich ist, auch von dem, was einen bedeutenden Beitrag zur Anhäufung von Reichtum und Ressourcen leistet. Sie unterscheidet die Wahrheit zwischen den alten schwerwiegenden Ungewissheiten, zum Beispiel in der Chemie. Sie zeigt auch die erstaunlichen Werke der Natur und des technischen Könnens. Und sie stellt alte praktische Entdeckungen wieder her, die durch den Lauf der Zeit oder durch gewalttätige Kriege in Vergessenheit geraten sind. Sie lehrt auch, wie die für die Sinne sichtbaren Wunder zustande kommen, und zwar in allen Fällen.« (Buch I)
Der Inhalt von De Subtilitate:
Buch I: Die Prinzipien, die Materie, die Form, das Vakuum
Buch II: Die Elemente, ihre Bewegungen und Handlungen
Buch III: Über den Himmel
Buch IV: Über Licht und Erleuchtung
Buch V: Über die Vermischung
Buch VI: Über Metalle
Buch VII: Von den Steinen
Buch VIII: Über Pflanzen
Buch IX: Über Tiere, die aus Verwesung hervorgegangen sind
Buch X: Über perfekte Tiere
Buch XI: Über die Notwendigkeit und Form des Menschen
Buch XII: Über die Natur und das Temperament des Menschen
Buch XIII: Über die Sinne, das Wahrnehmbare und das Vergnügen
Buch XIV: Über die Seele und den Verstand
Buch XV: Über unnütze Subtilitäten
Buch XVI: Über die Wissenschaften
Buch XVII: Über die Künste und Artefakte
Buch XVIII: Von Wundern
Buch XIX: Über Dämonen
Buch XX: Über Primäre Substanzen oder Lebewesen
Buch XXI: Über Gott und das Universum