58,00 

Hardcover, 668 Seiten
ISBN 978-3-948741-09-9
29,3 x 21,6 cm
ca 1,9 kg
 

Beschreibung

Neuerscheinung:

De Subtilitate. Von der Feinheit der Welt und des Denkens
von Girolamo Cardano (1501–1576).

Die »vollständige Darstellung des Universums in einem Band«, das ist das Versprechen, das Girolamo Cardano (1501–1576), einer der großen Universalgelehrten der Renaissance, für sein Werk De Subtilitate abgibt. Er versichert, dass derjenige, »der das hier Geschriebene begreift, eine vollkommene und vollständige Kenntnis sämtlichen Wissens haben wird«. Der Schlüssel dazu? – Die Subtilität (subtilitas).

De Subtilitate (der Titel bedeutet wörtlich übersetzt »Von der Subtilität« oder auch »Über die Feinheit«) präsentiert einen phantastischen Bilderbogen, der das gesamte Wissen des 16. Jahrhunderts umspannt. Dabei geht es nicht nur um den grundlegenden Aufbau der Welt, den Kosmos, die Elemente, Tiere, Pflanzen usw., sondern zudem um eine unüberschaubare Menge von Themen, von konventionell bis kurios. Etwa: Wie groß ist ein Regenbogen? Warum gibt es keine giftigen Vögel? Welcher Edelstein schützt am besten vor Unfällen? Wie entlarvt man Scharlatane und Betrüger? Cardano beschäftigt sich hier mit Maschinenbau, Geheimschriften, mit der Haltbarmachung von Lebensmitteln, der Existenz von Gespenstern, und er liefert zahlreiche Rezepte für Farben, Schnaps, für Cremes zur Lippenpflege oder Mittel zur Luststeigerung.

Insgesamt könnte man vielleicht sagen: Cardanos Buch ist wie eine Mischung aus Aristoteles, einem modernen Ratgeber und einer TerraX-Dokumentation. Oder auch wie eine riesige Wunderkammer des Wissens.

Einige Zeitgenossen kritisierten an dem Buch die Vielfalt der alltäglichen Themen, aber aus heutiger Perspektive sind sie vermutlich weit interessanter als die zum größten Teil völlig überholten Grundlagen der noch stark von Aristoteles geprägten Naturphilosophie der Renaissance.

De Subtilitate war für lange Zeit ein Standardwerk und erlebte viele Neuauflagen bis hin zu einer umfangreichen Gesamtausgabe von Cardanos Werken 1663. Lessing verfasst 1754 eine Verteidigungsschrift mit dem Titel »Rettung des Hieronymus Cardanus«; offenbar war Cardano noch 200 Jahre nach der Erstauflage aktuell und wurde debattiert. Im Laufe der Zeit ist er in Vergessenheit geraten, so weit, dass heute fast niemand mehr den Namen kennt. Zu Unrecht: John M. Forrester schreibt, das Werk sei ein »riesiger blühender Garten«, in dem wir wie kleine Raupen nur winzige Bereiche erkunden können.

Es ist zugegeben an manchen Stellen etwas mühsam, das Buch zu lesen, die beiden Übersetzer Cardanos (Forrester für De Subtilitate und Hefele für Cardanos Autobiografie) und auch Lessing sind sich einig, dass er ein miserables und oft unverständliches Latein schreibt. Doch wird man ständig wieder belohnt durch die zahllosen erhellenden und faszinierenden Passagen. Die Tatsache, dass Cardano öfters unverständlich schreibt, mag ein Grund dafür sein, dass das Werk in den über viereinhalb Jahrhunderten seit seiner Entstehung weder auf Deutsch noch in einer anderen modernen Sprache erschienen ist. Umso verdienstvoller ist die einzige Ausnahme: 2013 erschien die englischsprachige kritische, reich kommentierte Ausgabe des Werks: »The De Subtilitate of Girolamo Cardano«, edited by John M. Forrester. With an introduction by John Henry and John M. Forrester.

Die deutsche Version ist eine Übersetzung der Forrester-Ausgabe (erarbeitet von Martin Regenbrecht), allerdings unter ausführlicher Berücksichtigung des lateinischen Originals. Es handelt sich um eine ungekürzte Leseausgabe, auf den kritischen Apparat wurde weitgehend verzichtet, die Zahl der Fußnoten auf ein Minimum reduziert.

»Schließlich haben wir zu bemerken, dass bei Cardan eine natürlichere Art, die Wissenschaften zu behandeln, hervortritt. Er betrachtet sie überall in Verbindung mit sich selbst, seiner Persönlichkeit, seinem Lebensgange, und so spricht aus seinen Werken eine Natürlichkeit und Lebendigkeit, die uns anzieht, anregt, erfrischt und in Tätigkeit setzt. Es ist nicht der Doktor im langen Kleide, der uns vom Katheder herab belehrt; es ist der Mensch, der umherwandelt, aufmerkt, erstaunt, von Freude und Schmerz ergriffen wird und uns davon eine leidenschaftliche Mitteilung aufdringt.«

Goethe, Zur Farbenlehre (1810)

 

 

 

 

Wer etwas mehr über das Buch und den Autor lesen möchte, hier geht es zum Vorwort zur deutschen Ausgabe von De Subtilitate, eine etwas ausführlichere Version des oben stehenden Textes. 

Vom selben Autor:

Cardano, Girolamo: Leben des Girolamo Cardano von ihm selbst geschrieben