12,90 

Softcover, 272 Seiten
ISBN 978-3-948741-07-5
 

Beschreibung

Girolamo Cardano (1501–1576) war einer der großen, wenn auch heute fast vergessenen Universalgelehrten der Renaissance, er hat zahllose Bücher über Mathematik, Astronomie, Philosophie, Geschichte, über den Tod, über Wahrscheinlichkeitstheorie, Mechanik, Traumdeutung, Wahrsagerei, Astrologie und über Medizin verfasst. Nach ihm ist die Kardanwelle benannt, in der Mathematik hat er Wegweisendes geleistet. Er war in ganz Europa berühmt als Arzt und Gelehrter.

Cardanos Autobiografie unterscheidet sich von den meisten anderen Biografien, der chronologische Teil ist nur sehr kurz, der größte Teil ist thematisch gegliedert: Es geht um Gesundheit, Aussehen, Feindschaften, um seine Erfindungen, Fehler und Schwächen, um Schicksalsschläge und Erfolge. Dabei reichen seine Mitteilungen von den profansten Dingen – wie seinen bevorzugten Gemüsesorten oder Speisefischen – bis hin zu tiefsten Erkenntnissen über das menschliche Leben. Cardano ist konsequent subjektiv und schonungslos offen. Hier zieht ein großer Naturphilosoph aus dem Geiste der Renaissance das Resümee seines Lebens.

Auf Deutsch lag bisher nur ein einziges von Cardanos Werken vor, nämlich seine Autobiografie. Der Originaltitel lautete De propria vita (wörtl.: Vom eigenen Leben). Die deutsche Ausgabe, 1914 übersetzt und herausgegeben von Hermann Hefele, trägt den Titel »Des Girolamo ­Cardano von Mailand (Bürgers von Bologna) eigene Lebensbeschreibung« und bildet die nur minimal veränderte Grundlage der vorliegenden Ausgabe. Der Titel »Leben des Girolamo Cardano von ihm selbst geschrieben« wurde gewählt in Anlehnung an die andere große Autobiografie der Renaissance, das von Goethe übersetzte Leben des Benvenuto Cellini von ihm selbst geschrieben.

Goethe schreibt über Cardano:

»Gar oft haben wir bei ihm, seiner Umgebung und seinem Bestreben, an Cellini denken müssen, um so mehr, als beide gleichzeitig gelebt.« Goethe, Farbenlehre

Ein Zitat aus dem Buch:

»Wenn es aber überhaupt im Leben ein Gutes gibt, womit wir dieser Komödie Bühne schmücken können, so bin ich um dergleichen wahrlich nicht betrogen worden: Erholung, Ruhe, stille Behaglichkeit, Besonnenheit, Ordnung, Abwechslung, Heiterkeit, Unterhaltung, angenehme Gesellschaft, Behaglichkeit, Schlaf, Essen und Trinken, Reiten, Rudern, Spazierengehen, Neuigkeiten, die man erfährt, Überlegung, ruhige Betrachtung, gute Erziehung, Frömmigkeit, Ehe, fröhliche Gastereien, ein gutes, wohlgeordnetes Gedächtnis, Sauberkeit, Wasser, Feuer, Musik, viel Schönes für die Augen, angenehme Gespräche, Erzählungen und Geschichten, Freiheit, Selbstbeherrschung, kleine Vögel, junge Hunde, Katzen, der tröstliche Gedanke an den Tod, an den ewigen Wechsel der Zeit, die an allen, Seligen und Elenden, gleichermaßen vorübergeht, an Glück und Unglück, die Hoffnung auf unerwartete Glücksfälle, die Ausübung irgendeiner Kunst, die man versteht, der mannigfache Wechsel in Wohnung und Beschäftigung, die ganze weite Welt! Darf man denn noch von Übel reden, wenn es eine solche Menge von wohltätigen und weisen Dingen gibt, die uns das Leben hoffnungsfreudig machen? Nein, wir leben durchaus nicht unglücklich, und würde nicht aller Menschen Leben dem widersprechen, ich wagte kühn unser Dasein das schönste Glück zu nennen.« (S. 131)

Inzwischen ist auch das Hauptwerk dieses Autors in deutscher Sprache erschienen: De Subtilitate. Von der Feinheit der Welt und des Denkens nach eigener Aussage »die vollständige Darstellung des gesamten Universums in einem Band«.