Wer war Erich Knauf?
Mit Erich Kästner und Erich Ohser (alias e.o.plauen) bildete er ein vornamensgleiches Freundestrio: Erich Knauf!
Der am 21. Februar 1895 im sächsischen Meerane geborene Journalist und Redakteur machte als Wahlberliner ab 1928 Karriere in der Hauptstadt. Hier gestaltete Knauf als Schriftleiter das Programm der Büchergilde Gutenberg, die mit preiswerten Büchern zur Bildung und Politisierung der Arbeiter beitragen wollte. Er entdeckte und förderte für den deutschen Buchmarkt weltbekannte Autoren wie B. Traven. Zugleich schrieb er auch selber eindrucksvolle Bücher wie den Reportageroman „Ça ira!“ über den Kapp-Putsch, ein Buch über den französischen Karikaturisten Daumier und den Band „Empörung und Gestaltung“. Postum erschienen der Gedichtband „Das Traumboot“ mit Illustrationen von Albert Schäfer-Ast und – erst 2018 – eine bislang unveröffentlichte Biografie mit dem Titel „Der unbekannte Zille“.
Der Sozialdemokrat Knauf hielt in zahlreichen Artikeln mit seiner scharfen Kritik am aufkommenden Nationalsozialismus nicht hinter dem Berg; eine Haltung, die ihm 1933 nach der Machtergreifung Hitlers seine Position bei der Büchergilde kostete. Für kurze Zeit versuchte er, seinen Lebensunterhalt mit Werbetexten und kleineren Arbeiten in der „Berliner Illustrirten“ oder im „8-Uhr-Abendblatt“ zu verdienen. Die Kritik an einer „Carmen“-Aufführung in der Deutschen Staatsoper rief jedoch den Zorn Hermann Görings hervor. Die Folge waren 1934 einige Wochen „Schutzhaft“ für Knauf im KZ Oranienburg und Lichtenburg.
Eine glückliche Fügung führte 1936 dazu, dass Knauf eine Stelle als Pressechef bei der Filmgesellschaft „Terra“ erhielt. Hier arbeitete er mit damaligen Kino- und Theatergrößen wie Heinrich George, Gustav Gründgens und Ferdinand Marian zusammen. Eine besondere Beziehung verband ihn mit dem Schauspielerehepaar Heinz Rühmann und Herta Feiler, in deren Keller er gelegentlich auch Unterschlupf vor Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs fand.
Parallel zu seiner eigentlichen Pressearbeit avancierte Knauf auch zu einem der erfolgreichsten Liedertexter des deutschen Kinos. So hatte er durch Rühmann den ebenfalls in Meerane geborenen Komponisten Werner Bochmann kennengelernt. Knauf schuf in der Folgezeit eine Reihe von bekannten Liedtexten zu Bochmanns Melodien für Filme wie „Quax, der Bruchpilot“ und „Die Feuerzangenbowle“. Knaufs Liedtexte wie „Glocken der Heimat“ und „Heimat, deine Sterne“ wurden von den Nationalsozialisten als „Fronthits“ missbraucht.
In der Endphase des Krieges zog Knauf mit Ohser in eine gemeinsame Wohnung in Berlin-Kaulsdorf. Ihre Ehefrauen hatten die beiden Freunde aus dem zerbombten Berlin in Sicherheit verbracht. Ein ebenfalls im Haus lebender Hauptmann der Wehrmacht machte sich während gemeinsam verbrachter Aufenthalte im Luftschutzkeller des Hauses Notizen über vermeintlich defaitistische Äußerungen von Knauf und Ohser. Diese Notizen wurden Grundlage eines Berichts an die Gestapo. Gegen beide Freunde wurde vor Freislers Volksgerichtshof Anklage erhoben. Nachdem sich Ohser in der Nacht vor der Hauptverhandlung in seiner Zelle erhängt hatte, wurde Knauf tags darauf zum Tode verurteilt und vier Wochen später in Brandenburg-Görden enthauptet.
Erich Kästner sagte in seinem Artikel „Eine unbezahlte Rechnung“ von 1946 über Knauf: „Einen wie ihn könnten wir jetzt brauchen wie das liebe Brot.“
Im Regenbrecht Verlag ist von von Erich Knauf erstmals in Buchform der Roman „Donner über der Adria“ erschienen.